Direkt zum Hauptbereich

Vielfalt und Gesundheit | Quelle: BZgA

Das eigene Wohlbefinden hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit. Wer glücklich ist und mit sich selbst zufrieden, legt in der Regel mehr Wert auf einen gesunden Lebensstil, weiß besser, die ganz eigenen Ressourcen zu nutzen, und kann zum Beispiel auch leichter mit Rückschlägen umgehen. Und das gilt auch in Sachen Vielfalt, wenn es um die sexuelle Orientierung oder die geschlechtliche Identität geht. Doch sich damit wohl zu fühlen, sich selbst so anzunehmen, wie man ist, und die ganz eigenen Wünsche frei äußern zu können, fällt nicht immer leicht. Denn Erwartungen von außen können verunsichern, Druck ausüben und sich so auch auf die Gesundheit auswirken.



Warum ist Vielfalt wichtig, wenn es um Gesundheit geht? 

Gerade wenn es um Gesundheit geht, haben viele Menschen im Kopf, dass es allein gilt, Krankheiten zu vermeiden oder zu behandeln. Aber das ist nur eine Seite. Denn bei Gesundheit geht es auch um Wohlbefinden, um Ressourcen und um die Verwirklichung der eigenen Ziele. Dabei spielt die Selbstakzeptanz, also dass man zu sich steht und mit sich zufrieden ist, eine große Rolle.

Doch Selbstakzeptanz zu entwickeln, ist nicht immer leicht – gerade dann, wenn von außen Erwartungen gestellt werden, die man nicht erfüllt. Das kann der Fall sein, wenn man nicht-heterosexuell und/oder nicht-cis* ist. Denn oft wird einfach davon ausgegangen, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt – »Mann« oder »Frau« – und dass man das jeweils andere attraktiv findet. Diese Vorstellung wird auch als Heteronormativität bezeichnet. Und sie findet sich in ganze vielen Bereichen, meist indirekt, zum Beispiel beim »Vater-Mutter-Kind«-Spielen im Kindergarten, in Filmen und in der Sprache. Aber auch im engeren Umfeld, in der Familie oder im Freundeskreis, kann man auf eine solche Vorstellung treffen.


»Ich habe lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass ich anders bin, dass ich auf Männer stehe. Und ich habe nochmal viel länger gebraucht, um klar zu bekommen, dass auch Anders-Sein normal ist. Denn das Leben ist einfach bunt.« Marko, 25 Jahre


Heteronormativität und die damit verbundenen Erwartungen können großen Druck ausüben. Sie können dazu führen, dass man sich als anders empfindet, dass man sich nicht selbst akzeptiert und sogar dazu, dass man sich wünscht, vermeintlich »normal« zu sein. All das kann sich auf die Gesundheit auswirken. Zum Beispiel können solche Gedanken Stress und psychischen Druck verursachen und sogar dazu führen, dass man Dinge tut, die man eigentlich nicht möchte. Deshalb ist es wichtig, dass man Selbstakzeptanz entwickelt, dass man mit sich, der eigenen sexuellen Orientierung und dem eigenen Geschlecht zufrieden ist – auch wenn man dabei die Erwartungen anderer vielleicht nicht erfüllt.



Wie kann ich lernen, zu mir selbst zu stehen? 


Diese Frage stellt man sich im Leben vermutlich öfter. Und sie ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn Menschen sind unterschiedlich – und das, was einem hilft, hilft einem anderen vielleicht nicht. Aber auch das ist okay. Setz dich also zuallererst nicht unter Druck damit!

Um sich selbst akzeptieren zu können, kann es helfen, wenn man sich erstmal mit sich selbst auseinandersetzt. Was sind deine ganz eigenen Wünsche und Bedürfnisse? Und was möchtest du nur für dich? Wenn du dich darauf konzentrierst, kann dir auch bewusst werden, was andere von dir erwarten und was du davon wirklich hältst.


Manchen hilft es außerdem, wenn sie die eigenen Wünsche anderen anvertrauen – zum Beispiel durch ein Coming-out. Wiederum andere suchen sich die für sie passende Unterstützung, etwa durch den Freundeskreis oder auch durch professionelle Angebote. Hier gibt es viele Möglichkeiten!

Wichtig ist, dass du dir Freiräume schaffst und suchst, die es dir erlauben, ganz du selbst zu sein. Statt allein den Erwartungen anderer gerecht zu werden und dadurch dich selbst und womöglich auch deine Gesundheit hinten anzustellen, ist es wichtig, dass du dich als aktiv und handlungsfähig erlebst. So kannst du lernen, mit dir, deiner sexuellen Orientierung und deiner Geschlechtsidentität glücklich zu sein. Und du kannst lernen, selbst zu bestimmen, was du möchtest. Das schafft Vertrauen und Zuversicht und stärkt deine Selbstakzeptanz.

Keine Aufgabe für dich allein - auch die Gesellschaft hat Einfluss

Viele Unsicherheiten im Umgang mit deiner sexuellen Orientierung oder deiner Geschlechtsidentität können durch Erwartungen anderer entstehen. Und auch die Gesellschaft hat hier Einfluss, denn das, was vermeintlich üblich ist und erwartet wird, wird durch die Gesellschaft mitbestimmt. Und dabei ist etwa auch die rechtliche Anerkennung von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt ebenso wie der Schutz vor Diskriminierungen bedeutsam. Deshalb werden das eigene Wohlbefinden und die eigene Gesundheit nicht nur von dir allein beeinflusst.

Gerade wenn man in einem Umfeld lebt, das dich nicht so akzeptiert, wie du bist, kann das dazu führen, dass du eine negative Einstellung dir gegenüber verinnerlichst. Und das kann gesundheitliche Folgen haben, etwa zu psychischen Problemen führen. Oft sind es auch Erfahrungen mit Diskriminierungen oder Vorurteilen, die es dir schwer machen können, dich selbst zu akzeptieren. Dir persönlich kann es auch hier helfen, dich auf dich selbst zu konzentrieren, dich mit anderen auszutauschen und dir gegebenenfalls eine professionelle Unterstützung zu suchen. Außerdem braucht es gesellschaftliche Veränderungen, die an vielen Stellen bereits stattfinden – etwa durch Gesetze, wie das Verbot von Konversionsbehandlungen für Jugendliche, oder auch in Medien und in der Öffentlichkeit, in der es immer selbstverständlicher wird, dass Vielfalt Teil unserer Gesellschaft ist.

Quelle dieses Artikels: BZgA

Kommentare