Coming-out als schwul, lesbisch oder bi - Herausforderung und Zwang? | Quellen: ADS, BZgA, Regenbogenportal
Wie erzähle ich anderen, dass ich nicht heterosexuell bin? Muss ich mich überhaupt outen? Ein_e Freund_in möchte sich outen – wie kann ich sie_ihn unterstützen?
Herausforderung Coming-out
Was spricht dafür, sich zu outen?⁽²⁾
Für manche ist es der richtige Weg, weil sie so in alltäglichen Gesprächen offen über ihre Gefühle und ihr Begehren sprechen können. Anderen ist es wichtig, nicht-heterosexuelle Orientierungen sichtbar zu machen. Dich als queer, homo-, bi- oder pansexuell zu outen, eröffnet dir auch die Möglichkeit, Menschen mit ähnlichen sexuellen Orientierungen zu begegnen.
Aber: Niemand muss sich outen. Tu das, womit du dich in deinem Umfeld wohlfühlst.
Warum nicht alle LSBTIQ ein Comingout haben⁽¹⁾
Es wird als selbstverständlich angesehen: LSBTIQ brauchen ein Comingout. Die gesamte Community richtet sich darauf aus – und auch die Förder- und Beratungsstrukturen. Aber ist ein Comingout wirklich das Maß aller Dinge?
Die Vorstellung, dass LSBTIQ ein Comingout haben und davon erzählen können oder gar müssen, ist in der Gesellschaft oft anzutreffen. Das Comingout gehört zum Standardrepertoire des Gesprächs zwischen LSBTIQ, aber auch zwischen LSBTIQ und Freund_innen, Familienmitgliedern und Kolleg_innen. Es wird angenommen, dass ein Comingout der Überwindung von Angst, Diskriminierung und Gewalt dient. Nach dieser Erzählung ist die Identität erst nach einem Comingout gefestigt – und verändert sich dann auch nicht mehr. Aber dies trifft nicht immer und nicht auf alle zu.
Manche Menschen fürchten das Risiko, Ablehnung oder Ausgrenzung zu erfahren. Andere finden, dass die sexuelle Orientierung nicht in allen Kontexten wichtig ist.⁽²⁾
Brauchen alle ein Comingout?⁽¹⁾
Für viele Menschen entspricht die lineare Entwicklung zur lsbtiq Person mit Comingout – und mit der damit einhergehenden Identität – nicht ihrer Lebensrealität. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Zahlreiche cis Lesben, Schwule und Bisexuelle müssen sich, anders als viele trans*Menschen, gar nicht unbedingt öffentlich outen. Einige ziehen es deswegen vor, dies nicht oder nur sehr selektiv zu tun. Manche nicht-heterosexuelle Menschen wiederum können sich mit LSBTIQ-Identitätskategorien nicht identifizieren, weil sie sie für sich unpassend, limitierend oder ausschließend finden. Und andere haben zwar ab und zu gleichgeschlechtliche sexuelle oder romantische Kontakte, sehen dies aber nicht als (wichtigen) Teil ihrer Identität an, der speziell benannt werden müsste.
Manche Menschen müssen oder wollen auch andere Prioritäten setzen als die eigene sexuelle und/oder geschlechtliche Identität. Etwa weil das (noch mehr) Gefahr und/oder zusätzliche Diskriminierung bedeuten würde, die sie sich nicht leisten können. Oder weil einigen Menschen aufgrund noch existentiellerer alltäglicher Herausforderungen und Sorgen kein Raum bleibt, sich überhaupt mit ihrer Identität auseinanderzusetzen, passende Begriffe zu finden und sich Communitys anzuschließen.
Gründe dafür können sein, dass sie mit Beeinträchtigungen leben, eine (familiäre) Flucht- oder andere Migrationsgeschichte haben – oder dass die religiöse Zugehörigkeit, das Alter, die regionale Herkunft, eine chronische Krankheit, die finanzielle Situation, eine Wohnungslosigkeit, ein allein erzogenes Kind oder andere Umstände für sie dringlicher sind. Denn viele dieser Aspekte bringen (gravierende) andere, zusätzliche, sich gegenseitig verstärkende Belastungen und Diskriminierungsrisiken mit sich.
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