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Vielfalt in der Schule | Quelle: BZgA

In der Schule geht es nicht nur ums Lernen, um Hausaufgaben, um Mathe, Bio und Kunst. In der Schule geht es auch darum, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen, Beziehungen aufzubauen und Freundschaften zu schließen. Es ist ein Ort, an dem du dich ausprobierst und an dem du entscheidest, wie du dich gibst, was du von dir zeigst und wem du vertraust. Und manchmal können Schulen leider auch Orte von Mobbing, Ausgrenzung und Gewalt sein. Deshalb ist es wichtig, in Schulen über Gleichberechtigung und vielfältige Lebensentwürfe zu sprechen und Stück für Stück Vorurteile abzubauen.

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Dazugehören und bloß nicht auffallen?

Wer vermeintlich »anders« wirkt als andere, wird oft erstmal auch anders behandelt. Vielleicht bevorzugen deshalb viele junge Menschen in der Schule, ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechtsidentität erstmal für sich zu behalten. Und das ist auch okay, denn das ist Privatsache!

Andere entscheiden sich für ein Coming-out in der Schule und gehen offen mit ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität um. Aber auch sie haben nicht selten Angst vor Vorurteilen, Ablehnung oder Beleidigungen. Schließlich berichtet fast die Hälfte aller LGBTIQ*-Jugendlichen laut dem Deutschen Jugendinstitut von Diskriminierung in der Schule oder während der Ausbildung. Das ist erschreckend und auch langfristig ein großes Problem. Denn es ist inzwischen wissenschaftlich bewiesen, dass auch das persönliche Wohlbefinden in der Schule Auswirkungen auf das ganze restliche Leben, auf die Zufriedenheit und die Gesundheit hat.

Die PISA-Studie – fürs Wohlbefinden!?

Wenn es um das Wohlbefinden in der Schule geht, spielt das Zugehörigkeitsgefühl eine entscheidende Rolle: 

Je besser sich Jugendliche in ihrer Schulgemeinschaft aufgehoben fühlen und mit anderen zusammenarbeiten können, desto besser geht es ihnen auch insgesamt.

Sprache und Gewalt

»Schwuchtel«, »Homo«, »Transe« … die Liste der Schimpfwörter, die man auf dem Schulhof hört, ist lang. Wer Dinge als »schwul« oder »gay« bezeichnet, ist aber nicht unbedingt schwulen- und lesbenfeindlich – also homophob. Manche benutzen diese Worte, ohne darüber nachzudenken, wen sie verletzen könnten. Und trotzdem: Solche Verletzungen können schlimme Folgen haben und sich auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Selbstakzeptanz von Betroffenen auswirken.

Was dagegen helfen könnte? Aufklärung! Denn oft führen fehlende oder auch falsche Informationen über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu einem wenig respektvollen Umgang mit diesen Themen und zu Diskriminierungen. Wer aber Bescheid weiß, wie viel Macht die eigene Sprache hat, kann stärker auf die Wortwahl und deren Auswirkungen achten. Und mit Hinweisen auf blöde Sprüche, Beleidigungen oder unbewusste Äußerungen, können alle Einfluss nehmen.


Soll ich mit Erwachsenen reden?

Ja, denn Ausgrenzungen, Beleidigungen und Diskriminierung sind große Probleme in Schulen! Daher gibt es an vielen Schulen Vertrauenspersonen, etwa Lehrkräfte oder Schulsozialarbeitende, an die du dich auch mit sehr persönlichen Themen wenden kannst. Sprich mit ihnen, wenn du Sorgen hast und Rat brauchst, wenn du dich in der Schule unwohl fühlst, wenn du über dein Coming-out nachdenkst oder dir dabei Unterstützung wünschst. Und manchmal gibt es an Schulen sogar Anti-Diskriminierungs-Projekte, die sich gezielt für ein offenes Miteinander einsetzen – wie zum Beispiel unsere AG.

Achte aber immer darauf, dass du dich bei den Ansprechpersonen wohlfühlst, denn es geht um dich und deine Gefühle. Wem vertraust du? Mit wem kannst du gut reden und bei wem kannst du dich öffnen? Wenn du einer anderen Lehrkraft besonders vertraust, dann sprich mit ihr. Und wenn eine Lehrkraft oder Schüler*innen möglicherweise sogar ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie du, dann such vielleicht das Gespräch. Hör auf dein Gefühl – es sagt dir, an wen du dich am besten wendest und mit wem du deine Gedanken teilen kannst.

Es kann aber auch sein, dass die Schule für dich gerade nicht der richtige Ort ist, um dich jemandem anzuvertrauen. Vielleicht gibt es in deiner Familie eine Ansprechperson für dich, bei der du und deine Gedanken gut aufgehoben sind. Eine andere Möglichkeit ist, dir erstmal Unterstützung von außen zu holen – zum Beispiel bei einer Beratungsstelle in deiner Nähe.


Wie wird meine Schule offener?

Das Ziel ist klar: Eine Schule, an der du genauso sein kannst, wie du möchtest. An der du lieben kannst, wen du willst und keine Lebensweise abgewertet und als »normal« oder »nicht normal« eingestuft wird. Und es gibt Hoffnung, denn der Weg zu diesem Ziel hat längst begonnen. Während vor wenigen Jahren kaum über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt gesprochen wurde, fördern heute immer mehr Lehrkräfte, Schulleitungen, Eltern und Jugendliche aktiv die Akzeptanz an ihrer Schule.

Das bundesweite Projekt »Schule der Vielfalt« unterstützt Schulen mit Unterrichtsmaterialien, Workshops für Lehrkräfte und junge Menschen, Aufklärungsteams oder Anti-Mobbing-Vereinbarungen. Es gibt bereits Schulen mit Unisex-Toiletten und Einzel-Umkleiden oder Vereinbarungen zur Nutzung gendersensibler Sprache. Außerdem nutzen immer mehr Lehrende Unterrichtsbeispiele, die auch schwule oder lesbische, bi- oder pansexuelle oder asexuelle Vorbilder zeigen. Damit werden Vorurteile abgebaut und Anregungen für eine offene Schulkultur gegeben. Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt bekommt auf diese Weise mehr Aufmerksamkeit und wird Schritt für Schritt ein Teil des Alltags. Eine Schule, in der sich alle zugehörig fühlen, ist also kein Traum. Sie kann mit der Unterstützung von Politik, Lehrkräften und Jugendlichen Wirklichkeit werden.

Quellen: BZgA"Vielfalt" by forumbildig is marked with CC BY 2.0."Lernende" by forumbildig is marked with CC BY 2.0.
(PJS)

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